Josef Baur schnitzt Imnauer Laibedal-Hexa - 23 Exemplare werden in diesen Tagen ausgeliefert

Schnitzkunst seit jetzt 80 Jahren

Hochbetrieb herrscht seit einigen Wochen in der Schnitzerbude bei Holzbildhauer Josef Baur in Bierlingen, der zusammen mit seinem Bruder in diesem Jahr das 80-jährige Betriebsjubiläum feiern kann.

Derzeit liegen die letzten Rohlinge für die Masken in der Werkstatt. Die Fasnet wirft ihre Schatten voraus. Dort werden auch seit Herbst die 23 neuen Masken der Bad Imnauer Laibedal-Hexa geschnitzt und von seinem Bruder Reinhold bemalt.

Josef Baur: „Die Saison läuft schon eine geraume Zeit.“ Bei den Masken wie bei den Krippenfiguren helfen inzwischen Fräsen, den Preis niedrig zu halten. Nur die Entwürfe müssen komplett von Hand geschnitzt werden; mit der Fräse abgetastet ergeben dann die Rohlinge. „Sieben Stunden brauch‘ ich trotzdem noch für eine Maske“, gibt der Bildhauer zu bedenken.

In seiner Freizeit spielt das Ehrenmitglied Tenorhorn im örtlichen Musikverein und leitet organisatorisch die Bierlinger Hauskapell. Die Baur-Brüder sind in der Region für ihre handwerkliche Schnitz- und Malkunst bereits ein Markenzeichen und erste Anlaufstelle für die Maskenherstellung aber auch für Reparaturen. In diesem Jahr besteht der Handwerksbetrieb, welcher von seinem Vater Anton gegründet wurde, seit 80 Jahren.

Wie schnitzt man eine Fasnetsmaske? Zunächst kaufe er beim Forstamt Lindenholz, erklärte Josef Baur. Dann werde das weiche Holz in einem Sägewerk zugeschnitten. Und dann passiert erst mal nichts: Zum Trocknen der Bretter vergehen rund drei Jahre, erst dann macht Baur sich an den Rohling. Auf einem Blatt Papier entsteht der Entwurf des Maskenmodells - je nach den Vorstellungen der Vereine. Mit dem sogenannten Geißfuß - einem v-förmigen Schnitzwerkzeug - arbeitet der 65-jährige Josef Baur am Holz, zeichnet Furchen, gibt dem Gesicht eine Kontur.

Einer der wesentlichsten Punkte bei der Herstellung der Masken sind die Augen, deshalb achte er darauf, dass diese noch besser zum Vorschein kommen. Doch die künstlerische Arbeit geht nicht immer gleich gut von der Hand: "Manchmal gelingt mir an einem Tag gar nicht viel", teilte Baur unumwunden mit. Dann lege er das Schnitzeisen einfach aus der Hand, greife zur Flasche Bier und fange erst am nächsten Tag wieder an zu schnitzen.

Das Traditionshandwerk hat Josef Baur von der Pike auf gelernt - und zwar von seinem verstorbenen Vater, der es wiederum einst von seinem Vater beigebracht bekam. Die Mutter ist mit über 95 Jahren noch einigermaßen auf dem Damm. Er muß ihr aber seit einigen Monaten auch mittags kochen wie Baur erklärt.

Auch der 62-jähriger Bruder Reinhold Baur arbeitet in der Werkstatt mit: Der zweite "Holzwurm" hat sich ganz dem Ausmalen der Masken verschrieben. Neben der Maskenherstellung stehen auch - meist nach den Weihnachtstagen - allerlei Reparaturen und Ausbesserungen an. Es werde ihm nie langweilig, betont der Holzbildhauer, während er sich bereits wieder mit einem Kunden unterhält.

In der Schnitzerbude - so nennt Baur sein Domizil - geht es manchmal zu wie in einem Taubenschlag. Seit es im Dorf keine Wirtschaft mehr gebe, kommen tagsüber Rentner, trinken machmal ein Bier oder ein Viertele, unterhalten sich über Gott und die Welt - und Josef Baur schnitzt dabei an seinen Masken weiter.

Was so eine Maske kostet? "Es kommt immer darauf an, wie viel Arbeitet man da hinein stecken muss, bis sie tragfertig ist", antwortet Baur zurückhaltend, "aber mit rund 200 - 300 Euro muss man bei entsprechender Stückzahl schon rechnen", meint er. Und wie lange muss er an einer Maske schnitzen? 7 Stunden, dann sei zum Beispiel die "Laibedal-Hexe" fertig, so der Holzbildhauer. Mehr Aufwand sei es übrigens, wenn die Vereine zu ihm kommen und gleich eine Idee mitbringen, wie eine Maske aussehen könnte: "Dann setze ich mich zunächst einmal mit dem Maskenmodell auseinander, überlege Schritt für Schritt wie ich vorgehen kann."

Neben den Masken schnitzt Baur in seiner Werkstatt auch Kuckucksuhren. Weihnachtskrippen gibt es im geräumigen Ausstellungsraum ebenfalls zu sehen. Jede Arbeit sei ein Original, ganz individuell nach den Wünschen des Kunden, fügt Josef Baur noch an. Und deshalb werde in der Schnitzerbude auch weiterhin mit dem Geißfuß geschafft, dabei gefachsimpelt und gesellig beisammen gehockt. Und Fasnet gefeiert wird bei Baurs-Hausball natürlich auch. Dieser ist immer am Mittwoch vor dem Schmotzigen Dauschtig im Bierlinger Musikerheim.

Vom Entwurf zur geschnitzten und bemalten Maske zeigt der Bierlinger Holzbildhauer Josef Baur den Werdegang der neuen Bad Imnauer Laibedal-Hexenmaske, welche in diesen Tagen in 23-facher Ausfertigung ausgeliefert wurde. Sein Bruder Reinhold gibt dem Holz das nötige Make-Up. In diesem Jahr können die Baurs das 80-jährige Betriebsjubiläum feiern.

Text und Bilder: Gunar Haid